Stephan Krawczyk: „Für viele der heutigen Jugendlichen ist es schwer zu begreifen, dass es ein Land geben konnte, in dem man wegen Liedern ins Gefängnis kam. Glücklicherweise wachsen sie davon unbehelligt auf. Aber sie sollen wissen, wie es war. Die Freiheit ist nichts Selbstverständliches. Man muss sich dafür einsetzen.“

Und dies zu vermitteltn ist Stephan Krawczyk bei seiner Lesung vor den Schüler*innen des 10. und 11. Jahrgangs eindrucksvoll gelungen.

Mit Liedern und Texten zwischen Augenzwinkern, bitterem Ernst, tiefen persönlichen Erfahrungen und daraus resultierenden Einsichten fessselte er 90 Minuten die Zuhörer*innen. Krawczyk erzählte von seinen ersten künstlerischen Versuchen in der DDR, seinen Auseinandersetzungen mit fehlender Meinungs- und Pressefreiheit und den Konsequenzen, die er dadurch erlebte. Als Protagonist der Bürgerbewegung war er der Überwachung durch die Staatssicherheit ausgesetzt, wurde schließlich inhaftiert und ausgebürgert. Diese Erfahrungen spiegeln seine Texte. Und sie erzeugen eine bedrückende Atmosphäre während der Lesung. So z.B. in dem Text "Mein bester Freund wohnt auf der anderen Seite", in dem sich zwei Siebzehnjährige (Simon aus Westberlin; Ronald aus der Hauptstadt der DDR) zufällig bei einem Klassenausflug auf dem Fernsehturm begegnen. Die vollkommen harmlose Begegnung und das Gespräch über Musik wird der Beginn einer Freundschaft, die die Selbstverständlichkeiten in Ost und West thematisiert Eigentlich war es nicht vorgesehen, ja sogar verboten, dass die beiden sich wiedersehen konnten. Dass Siebzehnjährige weder in Ost noch West diesen Irrsinn in der Erzählung hinnehmen, zeugt in Zeiten des Kalten Krieges schon fast von Realitätsverweigerung. Aber! Es bleibt: Menschen brauchen ihre Freiheit und fordern sie ein, ungeachtet von Repressionen. Ein Imperativ für die Zuhörer*innen zur Verteitigung der Demokratie in Zeiten von Populismus.

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