Als unsere Schule den Titel "Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage" bekam, hatten sich einige Schülerinnen der damaligen 10. Klassen besonders engagiert dafür eingesetzt. Bis heute ist diese Verbindung und das Engagement der nunmehr jungen Frauen nicht abgerissen. Obwohl alle Initiatorinnen nicht mehr in Werdau wohnen, ist es ihnen wichtig, mit ihren Erfahrungen und neugewonnenen Horizonte die jetzigigen Gymnasiast*innen für den Wert von Meinungsfreiheit, für Toleranz und die Einzigartigkeit jeden Menschens zu sensibilisieren.

Daher luden Thúy, Michelle, Tanja, Viviane und Than zu einem Filmabend ein. Gemeinsam schauten wir den Film "Der zweite Anschlag" von Mala Reinhardt. Die Regisseurin präsentierte an diesem Abend selbst ihren Film und lud zur Diskussion ein.

Rechte Parolen sind unüberhörbar geworden. Genauso die Gewalt, die sich gegen jene Menschen richtet, die als "fremd" wahrgenommen werden. Mit erschreckender Kontinuität wiederholen sich rassistisch motivierte Ausschreitungen. Der Film dokumentiert die bisher kaum beachtete Perspektive der Betroffenen dieser Gewalt und stellt sie in den Mittelpunkt. So fehlen die aus den Medien bekannten Bilder von Rostock-Lichtenhagen, Mölln und den Tatorten des NSU nahezu völlig, sind aber in der Köpfen der Zuschauer*innen umso präsenter. Hier gelingt dem Film seine Einzigartigkeit: er geht weg vom Bericht der Ereignisse und schaut sensibel aus der Perspektive der Opfer. Dadurch wird die menschliche Katastrophe der Taten greifbar. Wir leiden mit, können Intoleranz in all ihren Facetten erahnen und wollen diese nicht mehr ertragen.

Der gemeinsame Filmabend erzeugte einen immensen Gesprächsbedarf. Über zwei Stunden wurde diskutiert, erzählt, einander zugehört, nach Erklärungen gesucht und Handlungsmöglichkeiten erörtert. Es war ein berührender Abend.